Bericht von Andi K. 18.07.2022

IRONMAN Austria 2022

Um 4 Uhr klingelt der Wecker - eine verdammt kurze Nacht!
Ein gemütliches Frühstück mit der Familie war Pflicht. Ich wollte keinen unnötigen Stress im Vorfeld, denn bei einer Langdistanz gelten andere Gesetze.

??Meine Familie - Supportcrew Nr.1 und meine Triathlonfreunde - Supportcrew 2 machten sich gleichzeitig mit uns auf den Weg. Das Rad wurde nochmals kontrolliert, Luft in die Reifen gegeben und die Nahrung am Rad und in den Säcken platziert. Es war sichtlich die Anspannung aller Athleten in der Wechselzone zu spüren. Chillige Musik lief im Hintergrund, doch diese hatte keinen Einfluss auf die hektische Athleten ;-) Aufregung war natürlich da, wollte man aber nicht zeigen. Ich sag eher, ein Grundanspannung war vorhanden und ich war eher still ...was bei mir normalerweise selten der Fall ist. Ich teilte den Weg zum Strandbad mit 2500 Athleten. Die Stimmung war einzigartig. Meine Support Crew wartete bereits auf mich und gaben mir noch richtig Motivation. Mit Fragen wie, wer hat einen Hunger? Möchte wer einen Caffee oder ein Bierchen? Wir gehen mal eine Runde und schauen ein bisschen was los ist - ich dachte nur, was geht den hier ab, Es war jedoch wichtig, denn Sie sorgten für Stimmung und Abwechslung. Denn langsam erhöhte sich auch mein Herzschlag. Der Aufruf, die Athleten mögen sich in den Startbereich stellen kam schneller als gedacht. Mit der richtigen Startwelle - Schwimmzeit 1h:10-1h:15 ohne Neopren, stellte ich fest, einige Athleten wurden nervös. Ich war schon gut vorbereitet, ohne Neo zu schwimmen und somit freute ich mich, dass es endlich losging. Bei 26°C Wassertemperatur viel der Startschuss pünktlich um 7:00 Uhr und das Rennen begann. Es fühlte sich so genial an - das Schwimmen- es war der Hammer - nach 1h14:00 kam ich mit gutem Gefühl aus dem Wasser und ab ging es in die Wechselzone .... what a race

Der Wechsel vom Schwimmen aufs Rad klappte wie am Schnürchen. Klar hätte man den Wechsel etwas schneller durchführen können, aber gut gereinigte Füße und Socken waren mir wichtiger als 3 Minuten schneller. Rauf aufs Bike und ab auf die 190 km lange aber herrliche Rundstrecke. Doch es kommt immer anders als geplant. Alles aber auch wirklich alles habe ich beim Rad kontrolliert, geprüft, eingestellt und getestet. Doch nach ca. 20 km wollte ich mir aus meinem Trinksystem meine Nahrung zuführen. Klappte natürlich nicht. Ich zog an dem Schlauch herum und das auf der Schnellstraße bei einem Schnitt von 30 km/h. Natürlich zog ich den Schlauch komplett aus dem System und das ganze Schwappte über mein Rad und natürlich über meine Hände. Verklebt und etwas genervt schaffte ich es den Schlauch wieder an System anzuschließen - jedoch fehlte mir bereits Nahrung und das Rad wie auch ich klebten zusammen wie ein TEAM. Naja - wenn es nur das geblieben wäre. Bei der Labe reinigte ich mein Bike und mich mit Wasser. Somit konnte ich wieder halbwegs geregelt weiterfahren. Doch bei 90km kam der nächste Defekt. Die Kette ging bei jedem Tritt durch, nur gewisse Gänge ließen sich vernünftig fahren. Aber das ging natürlich auf die Substanz und somit auf einen Leistungsverlust. Doch ich blieb fokussiert und wollte nur den Bikesplitt, den bevorstehenden Roberti Berg und mich heil in die Wechselzone bringen. Gesagt getan ...... nach 6h10Minuten schaffte ich es in die Wechselzone und ich konnte somit den bevorstehenden Marathon laufen. Der Wechsel in die Laufschuhe klappte auch wie geplant und der Marathon stand nun bevor. Die ersten beiden Kilometer gingen recht flott aber auch etwas zu schnell vorbei. Ich musste meine Geschwindigkeit anpassen. Denn 34°machen aus einem Marathon, einen Wandertag. Dies wollte ich unbedingt vermeiden und so behielt ich meinen Plan immer im Auge. Laufe nicht schneller als 5:15 min und nicht langsamer als 6:00 min pro Kilometer. Der Halbmarathon ging somit solide von statten und ich fühlte mich stark. Ich ging wie geplant bei jeder Labstation, kühlte mich ab, nahm Trinken, Salz und Essen auf und lief dann wieder weiter zur nächsten Labe. Es war eine Hitzeschlacht, die jedem Athleten zusetzte. Profis mussten der Hitze Tribut zahlen und auch den Age Groupern ging es wahrlich nicht gut. Eigentlich Wahnsinn was sich hier abspielte. Keinem wünschte ich das, doch es stärkte mich umso mehr. Mein Plan funktionierte, mein Trainingsplan stimmte, ich war am richtigen Weg. Ein bereits bekannter Wadenschmerz legte jedoch fast meine Strategie nach 23km lahm. Meine Einstellung, meine mentale Stärke, mein Fokus haben den Schmerz geistig überwinden können. Somit waren plötzlich 30 km auf der Uhr und ich lief noch immer. Aber ich wusste, 30 km sind kein Marathon und es kann schneller vorbei sein als gewünscht. Doch der altbekannte Hammer bleib aus. Nach jeder Labe lief ich wieder weiter, zwar mit Schmerzen und etwas langsamer, aber ich lief und lief. Dann waren es nur noch 5km - quasi ein Hupfer - doch 25 Minuten können aber verdammt lange sein. Schritt für Schritt kam ich dem Zielbogen immer näher. Die Zuschauer pushten wie verrückt. Ich war in einer Gefühlsachterbahn unterwegs, die ich so nicht kannte. Tränen vor Freude, Luftringend, Weiterlaufen Familie und Freunde umarmen. Ich wurde förmlich in den Zielkanal getragen. Und dann, die Worte ..."You are an IRONMAN" - es war einfach der Hammer ...... 11h 58min ... first IRONMAN ;-)


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18.07.2022 - 15:52 Kommentar von Erwin Schwarzbauer


Absoluter Gänshaut-Bericht. Super! Danke Andi und nochmal herzliche Gratulation...

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